Das Geozentrische Weltbild - Mensch und Weltraum

Die großen Entdeckungen der Astronomie seit der Antike
Mensch und Weltraum
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Das Geozentrische Weltbild - Die Erde im Mittelpunkt des Universums
Die Erde ist das Zentrum der Welt. Wie kann es auch anders sein. Der Mensch ist von der göttlichen Bestimmung her einzigartig: „Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde“. Wo sonst, sollte die Heimat des Menschen sein, wenn nicht im Mittelpunkt allen himmlischen Geschehens? Schließlich ist es offensichtlich, dass sich die Sonne, der Mond und die Sterne um die Erde drehen. Hierzu ist es lediglich nötig, zum Himmel aufzuschauen. Der tägliche Ablauf des himmlischen Getriebes zeigt es uns immer wieder aufs Neue, Nacht für Nacht und Tag für Tag.

Das Offensichtliche wird zum Dogma
Kein Geringerer als der große Aristoteles (384-322 v.Chr.) erklärte seinen Schülern, dass die Himmelsobjekte in perfekte Kristallsphären eingebettet die Erde umkreisen. Knapp 80 Jahre nach Aristoteles präsentierte Aristrach von Samos (310-230 v.Chr.), dass die Sonne im Mittelpunkt stünde und die Erde, so wie alle übrigen Planeten die Sonne umrundet. Die Lehre des Aristoteles konnte Aristarch nicht verdrängen. Jedenfalls blieben die Gelehrten der Welt der Lehre des Aristoteles treu. Fest gezimmert in mathematischen Abhandlungen von Ptolemäus (100-180 n. Christus).
Der Almagest, wie seine Arbeiten später genannt wurden, ist eine umfassende mathematische Beschreibung des himmlischen Uhrwerks mit der Erde im Zentrum. Obwohl das geozentrische System auf den ersten Blick gar nicht kompliziert wirkt, hatte Ptolemäus seine liebe Not damit, die tatsächlichen Bewegungen der Himmelskörper korrekt abzubilden. Sonne und Mond sind laut Aristoteles auf getrennten Kristallschalen befestigt, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um die Erde bewegen. Und die Sterne, so glaubte man, sind alle gleich weit von der Erde entfernt und haben ihre eigene Kristallschale. Alle Sterne haben anscheinend zueinander immer die gleiche Entfernung und tauchen in immer gleichen Mustern am Himmel auf. Deshalb nannte man sie die Fixsterne. Bis auf einige Ausnahmen: fünf Lichtpünktchen halten sich nicht an die himmlische Ordnung und bewegen sich auf eigenen Bahnen um die Erde. Man nannte sie planētēs, was so viel wie „umherirren“ bedeutet. Eingedeutscht wurde der Begriff Wandelsterne daraus und modern nennt man ihresgleichen natürlich Planeten.

Es liegt auf der Hand, dass die Wandelsterne jeweils eine eigene Kristallsphäre zugeteilt bekamen. Schließlich bewegten sie sich voneinander unterschiedlich über den Himmel. Die fünf Wandelsterne sind Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Die mathematische Herausforderung des Ptolemäus lag nun darin, die eigenartigen Bewegungen einiger dieser Planeten zu erklären. Die Planeten hielten sich nämlich nicht an eine gleichförmige Bewegung um die Erde. Mars, Jupiter und Saturn wichen im Laufe eines Jahres davon ab. Da der Mars der Erde von den Dreien der Nächste ist, ist hier die Störung der „himmlischen Ordnung“ besonders gut zu beobachten und soll deshalb auch als Beispiel dienen.
Es ist nun nicht nur so, dass der Mars mal sehr viel heller und dann wieder weniger hell erscheint, sondern er scheint außerdem in seiner Bewegung regelmäßig langsamer zu werden, dann stillzustehen und sogar rückwärts zu laufen, bevor er erneut langsamer wird, stillsteht und sich dann wieder auf die ursprüngliche Richtung besinnt. Ptolemäus erklärte dieses Verhalten mit eigenen kleineren Kreisbahnen, so genannten Epizyklen, die auf der großen Umlaufbahn aufsitzen, die der Planet während seiner Bahn um die Erde vollführt. Mit der Erfindung der Epizykel konnten alle Planetenbewegungen genau berechnet und vorhergesagt werden.
Das Geozentrische Weltbild war in seiner mathematischen Beschreibung durch Ptolemäus mit seinen zahlreichen Epizykel sehr kompliziert.
König Alfons X. von Kastilien (1221-1284) soll über das ptolemäische System gesagt haben:
„Wenn der Allmächtige mich gefragt hätte, bevor er sich auf die Schöpfung einließ – ich hätte ihm zu etwas Einfacherem geraten“.
Aristoteles und Platon
Aristoteles (384-322 v.Chr.) im Gespräch mit seinem Mentor Platon. Für Aristoteles war die ruhende Erde der Mittelpunkt des Universums, umgeben von einer Kristallsphäre in der die Sterne eingebettet waren. Die damals bekannten fünf Planeten, die Sonne und der Mond hatten jeweils eine eigene Kristallsphäre. Die perfekten Sphären umkreisten die Erde.
Das göttliche Geozentrische Weltbild des Aristoteles durchdrang die Menschheitsgeschichte für 2000 Jahre.
Das Bild ist ein Ausschnitt aus einem Fresko von Raffael, "Die Schule von Athen" in der Stanza della segnatura, Vatikan.
Der geniale Aristarch
Aristarch von Samos (310-230 v.Chr.) postulierte bereits zu Zeiten des Aristoteles eine heliozentrische Version des Sonnensystems mit der Sonne im Zentrum. Erde und Mond umkreisten gemeinsam mit den anderen Planeten die Sonne.
Der Genialität des Aristarch werden wir hier nicht gerecht. Seine Versuche, die Entfernung zur Sonne zu berechnen waren nicht minder visionär und wegweisend.
Der Mathematiker und die ungehorsamen Planeten
Claudio Ptolemaeus (ca. 100-160 n.Chr.) berechnete die Bahnen der Planeten in einem 13-bändigen Werk, dem Almagest, mit hoher Genauigkeit. Damit hatte er aber seine liebe Not. Mit gleichmäßig kreisenden Kristallsphären, wie sie Aristoteles beschrieb, hatten die tatsächlichen Planetenbewegungen wenig zu tun.
Der Mars läuft rückwärts
Die beobachteten Planetenbewegungen waren nicht gleichmäßig. Am Beispiel des Planeten Mars ist dies besonders deutlich zu sehen. Im Laufe eines Erdenjahres wird der Mars immer langsamer, bleibt schließlich stehen und ist dann für eine Weile rückläufig bevor er seine Bahn um die Sonne in gleicher Richtunng wie die Erde fortsetzt.
Epizyklen
Um die tatsächlichen Bahnen der Planeten mathematisch exakt zu beschreiben, baute Ptolemaeus so genannte Epizyklen in die Planetenbahnen ein. Kleine Kreise mit unterschiedlichem Durchmesser saßen auf der eigentlichen Kreisbahn des Planeten auf. Zahlreiche Epizyklen komplizierten die Berechnungen.
Niemand bezweifelt die "ruhende" Erde
Alles war so, wie man es mit eigenen Augen sehen konnte. Die Reihenfolge der Planeten ebenso, wie die Tatsache, dass sich die Erde nun wirklich nicht selbst bewegte. Ein Blick in den Sternenhimmel genügte.
Der Mensch - Zentrum des Universums

Ein Weltbild, dass den Menschen selbst in den Mittelpunkt des Universums stellt, kann nur von Erfolg gekrönt sein. Das Geozentrische Weltbild beherrschte deshalb das Weltverständnis der Menschen für nahezu 2.000 Jahre. Ein Blick zum Himmel genügte den Gegnern des Zweifels. Folgerichtig entsprach auch die Heilige Schrift dem, was jeder selbst sehen konnte.

Es bedarf der Macht der Neugier, den Tellerrand zu suchen und es bedarf der Klarheit der Wissenschaft, das Offensichtliche in Frage zu stellen.
Und zum Glück für die Wahrheit verhallten die Worte Sokrates, hier in einem Ausschnitt  der "Schule von Athen", der dem Nachspüren der Planeten und ihren Bewegungen und überhaupt die Mühen der Astronomie für Zeitverschwendung hielt.
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